5.3 ORTSMITTE UND BEDEUTUNGSSCHWERPUNKTE

Geht man bei vielen Dörfern Südniedersachsens davon aus, daß sie einen Mittelpunkt aufweisen, so greift dieses Schema für Westerhof nicht. Die Geschichte des Ortes, die letztlich auch eine Geschichte der Konkurrenz zwischen herrschaftlichen Großgrundbesitz und um Unabhängigkeit ringendem Bauern- und Bürgertum darstellt, hat ein anderes Siedlungsbild gezeichnet. Nicht eine Ortsmitte, sondern mehrere Bedeutungs- und Kommunikationsschwerpunkte haben sich gebildet.

Domäne

In dieser Hinsicht ist sicherlich zuerst die ehemalige Domäne zu nennen, mit dem Herrenhaus, ihren großen Scheunen, Ställen und weiteren Wirtschaftgebäuden. Die ringförmige Bebauung umschließt einen Hof, der über viele Jahrhunderte wichtigster Umschlagplatz des Dorfes war. Diese Funktion besteht heute nicht mehr, die Domäne ist in Privatbesitz, die dazugehörigen Ländereien aufgesiedelt. Für das Verständnis der Westerhöfer Ortsentwicklung und für das Ortsbild spielt die Domäne aber weiterhin eine wichtige Rolle.
 


Das klassizistische Herrenhaus der Domäne Westerhof

Körberberg

Neben der ringförmigen Bebauung auf der Anhöhe selbst finden sich Domänengebäude auch am Körberberg. Sie bilden dort zusammen mit den wichtigen öffentlichen Gebäuden der Kirche, der ehemaligen Dorfschule und dem ehemaligen Amtsgericht einen weiteren Bedeutungsschwerpunkt im Siedlungsbild. Dieser Bereich lag nicht nur räumlich etwas abgetrennt von der Domäne. Auch in sozialer Hinsicht wird ein Wechsel spürbar. Hier präsentiert sich weniger der mittelalterliche Großgrundbesitz, sondern vielmehr die Kirche und ein auf Volksbildung und moderne Verwal- tung bedachter Staat des 19. Jahrhunderts.

Steinweg / Westerhöfer Straße / Thieplatz

Diese platzartig aufgeweitete Straßenkreuzung scheint schon seit mehreren Jahrhunderten ein wichtiger Schwerpunkt der Siedlungsstruktur zu sein. Er soll als Thieplatz gedient haben.. Wie weit diese Funktion eines gemeindlichen Versammlungsplatzes zurückgeht, ist nicht bekannt. Hier stand eine 1870/71 gepflanzte Friedenseiche. 1914 versammelte man sich hier zum Schützenfest. Noch bis in die 50er Jahre traf man sich dort, um die Schafweide  zu vergeben. Noch heute stehen hier mit dem denkmalgeschützten ehemaligen Forstamt, das heute als Pension genutzt wird, der Bäckerei und der ehemaligen Molkerei für die Ökonomie des Ortes wichtige Gebäude. Ein Einkaufsladen in der ehemaligen Molkerei wurde allerdings vor einigen Jahren aufgegeben, auch ist das Gebäude in seinem Aussehen stark überformt - beispielsweise wurde ein zum Platz weisender Spitzgiebel entfernt - so daß man in ortsbaulicher Hinsicht von einem Bedeutungsverlust dieses Bereiches sprechen muß. Auch mußte hier eine große alte Linde gefällt werden, die diesem Raum bis dahin ihr eigenes Gepräge gegeben hatte.

Rosenplatz

Der Rosenplatz stellt das jüngste Glied in der Reihe der Bedeutungsschwerpunkte dar. Er stellt keinen klassischen Dorfplatz dar, sondern wurde als kommunale Grünanlage auf den Flächen des Forst- und Gemüsegartens des Forstamtes errichtet. Der Rosenplatz ist in Zusammenhang mit dem Feuerwehrgerätehaus auf der anderen Seite der Westerhöfer Straße zu sehen. Dieser Bau aus den 70er Jahren ersetzte einen Dreschschuppen, der bis dahin eine wichtige Rolle in der Ortsökonomie gespielt hatte. Außerdem finden sich hier mit Friseur, Bushaltestellen, Telefonzelle und Informationstafel weitere Infrastruktureinrichtungen.


version 10.11.98. webdesign: Frank Lohrberg. Landschaftsarchitekt.  Rosenbergstr. 69 A.  70176 Stuttgart
aufbereitet am 02.01.01 von herbertb
 

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