5.5 FREIRAUMSTRUKTUR

Die Eigenart eines Dorfes wird wesentlich durch seine Freiräume geprägt. Die Freiräume bestimmen das Ortsbild maßgeblich, sind aber auch für den Naturschutz von Bedeutung. Für Westerhof lassen sich dabei folgende Strukturen ausmachen.

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Dorf Westerhof: Topographie

 
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Dorf Westerhof: Freiraumsystem

Ortsrand landschaftlicher Prägung
Zunächst fällt wiederum die enge Beziehung zur naturräumlichen Situation auf. Die Ortsränder des historischen Ortes werden nach Westen und Osten von Talauen geprägt. Zum Auetal wird ein markanter Übergang durch den ehemaligen Bahndamm gebildet, von dem sich aus ein beeindruckender Blick in die Tiefe des Auetals als auch ein interessanter Ausblick auf den Ort und seine „Dachlandschaft“ ergeben. Im Bereich Wildbach / Bühgraben schließen Viehweiden an den Ort an. Auch Berggarten und Kaspump-Wäldchen bilden einen Ortsrand. Sie prägen den Blick von Willershausen aus auf den Ort. Die Vegetation verdeckt im Sommer die Domänen- gebäude, gibt im Winter aber den Blick frei für deren Silhouette.

Ortsrand Ziegenberg
Wildbach- und Bühgraben-Aue erhalten am nördlichen Ortsrand eine eigene Prägung. Vom Sängerplatz auf dem Ziegenberg angefangen, über den Hagenteich bis hin zu Krieger-denkmal, Festplatz, Sportplatz und Schule erstreckt sich hier ein „Band“ aus öffentlichen und halböffentlichen Freiflächen, die überwiegend der Freizeitnutzung dienen und diesem Bereich besondere Attraktivität verleihen.

Ortsrand (mit ehemaligen Obstwiesen)
Den Übergang zu den Ackerflächen südlich des Ortes bildet ebenfalls Grünland und zwar in Form von Obstwiesen.. Diese ortsnahen Streuobstflächen dienten früher noch stärker als heute als Viehweide und zur Eigenversorgung der Einwohner mit Obst. Auch bildeten die Bäume einen Windschutz für die Gehöfte. Heute spielt auch die Bedeutung der Obstwiesen für den Naturschutz und das Ortsbild eine wichtige Rolle. Was früher unbewußtes Nebenprodukt landwirtschaftlicher Tätigkeit war, dem wird heute, angesichts des Rückgangs der Obstwiesen, eine bewußte Qualität zugeordnet: Die Obstwiesen begrenzen den Ort und markieren seinen Rand. Die Gebäude stehen nicht frei und weithin sichtbar am Ortsrand, sondern werden durch die Obstwiesen eingebunden.

Straßenrückseitige Freiflächen
Die oben bereits angesprochenen inneren Freiflächen werden ebenfalls als Obstwiesen oder als hofnahes Grünland oder auch als Gärten genutzt. Besonders die Senke zwischen Rosenplatz und Unterer Teich-straße wird durch ihre Lage zu einer Art „Grünen Mitte“ des Ortes. Von der Schulgasse und den umliegenden Straßen aus ergeben sich so immer wieder reizvolle „Durchblicke“ in die Freifläche und die Rückseiten der umliegenden Gebäude. Die Siedlungsstruktur des Ortes kann hier unmittelbar abgelesen werden.

Berggarten
Eine wichtige Freifläche stellt der ‘Berggarten’ dar, der die Domäne umgibt. Hier lagen früher deren Gemüse- und Ziergärten. Der schattigere Nordteil des Gartens ist mit großen Laubbäumen bestanden, der Unterwuchs ist reich an Frühjahrsblühern (z.B. Lerchensporn, Märzenbecher) Von gartendenkmalpflegerischen Interesse sind die Reste der Ziergärten (Gehölzbestand, Pflanzenbestand, Zierbrunnen) sowie die landschaftliche Wegeführung mit alten Aussichtsplätzen im gehölzbestandenen Teil des Gartens. Für den Naturschutz ist der alte Gehölzbestand aufgrund des hohen Totholzanteils von besonderer Bedeutung. Solche Lebensräume weisen eine hohe Artenvielfalt an Insekten, Vögeln und Fledermäusen auf. Außerdem ist auf das Vorkommen seltener Pflanzen an der Umfassungsmauer des Gartens hinzuweisen (s.u.). In den Mauerritzen der aus Kalksteinen aufgesetzten Mauer fanden sich bis zu deren Sanierung in 1996 zahlreiche, teils seltene Kräuter und Farne.

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Blick vom Ziegenberg zum Berggarten

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Märzenbecher im Berggarten

Weitere Domänen- und Forstgärten
Neben dem Berggarten gehörten weitere Gärten zur Domäne. Diese Flächen südlich und nördlich des ehemaligen Amtsgerichtes wurden bis heute nicht bebaut, so daß dieser Bezug immer noch erkennbar ist. Neben der Domäne unterhielt auch das Forstamt Gärten. Ein Gemüse- und Obstgarten befand sich auf der Fläche des heutigen Rosenplatzes. Von gartendenkmalpflegeri- schen Interesse ist der Garten des ehemaligen Forstamtes, indem der ehemalige Forstamtsleiter Strehlke zahlreiche, teils exotische Bäume pflanzen ließ.
 


Bach mit Brücke im Garten des ehemaligen Forstamtes

Friedhof
Der Friedhof stellt eine wichtige Grünfläche des Ortes dar. Seine Lage am Hang wurde geschickt für die Anlage von Terrassen genutzt, auf denen die einzelnen Gräberfelder angeordnet wurden. Der Hang öffnet sich zum Dorf hin und bietet Blickbeziehungen zur St.-Ulrich-Kapelle. Friedhof, Dorf und Kapelle werden in eine räumliche und gleichzeitig in eine symbolische Beziehung gesetzt.
Mittelpunkt des Friedhofs ist ein großer Lebensbaum mit Wasserzapfstelle. In den 70er Jahren wurde eine Friedhofskapelle mit Vorplatz errichtet, die durch Großgrün besser in den Friedhof integriert werden könnte. Wie wichtig große Laubbäume gerade für die Atmosphäre eines Friedhofs sind, zeigt eine alte Eiche am nördlichen Rand des Friedhofs. Der Baum markiert den Friedhof und betont den Eingangsbereich, seinem hohen Alter liegt eine große Symbolwirkung inne.


version 10.11.98. webdesign: Frank Lohrberg. Landschaftsarchitekt.  Rosenbergstr. 69 A.  70176 Stuttgart
aufbereitet am 02.01.01 von herbertb
 

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